2,53 m altes Eichenholz

2,53 m trugen ihn über das von der Mittagssonne farbenfroh leuchtende Wasser. 2,53 m altes Eichenholz. Seine Hände und Füße von Holzsplittern vernarbt. Aber er liebte sie. Jede einzige Holzfaser liebte er. Wehrte sich nicht gegen sie, empfang sie wie ein Geschenk. 2,53 m altes Eichenholz, an einigen Stellen gefährlich rissig und stumpf, aber noch nicht verrottet. Es begleitete ihn und er liebte es. Es trug ihn, Meter um Meter. Es brachte ihn voran, schütze ihn, hörte ihm zu und sprach zu ihm. 2,53 m altes Eichenholz, das Wertvollste, das er besaß. Alles andere konnte er von sich geben. Wie zum Beispiel sein Ruder, das er einem 3,76 m altem Fichtenholz in Seenot überlassen hatte. Ohne Zögern. Ohne Zweifel. Er brauchte es nicht. Er brauchte lediglich 2,53 m altes Eichenholz. Oder wie seine Kleider, steif geworden vom Salz des Meerwasser, das ihn umgab. Seine Kleider, die seine Haut verdeckten, hatte er einem 1,89 m alten Lärchenholz in Seenot überlassen. Ohne Zögern. Ohne Zweifel. Er brauchte sie nicht. Er brauchte lediglich seine 2,53 m altes Eichenholz. Seine Haut schutzlos, verfärbt von der Nachmittagssonne, zerfurcht von Hitze und Salzwasser, aber er bereute es nicht. Er brauchte lediglich seine 2,53 m altes Eichenholz. Denn das brachte ihn voran.

Am frühen Abend traf er auf 86 m schwimmendes Metall, das seine 2,53 m altes Eichenholz zerbarsten ließ. Ohne Zögern. Ohne Zweifel. Man müsse ihm helfen, hieß es. Bot ihm Kleidung, die auf seiner von Sonne, Wasser und Luft verlebten Haut brannte. Sie befreiten seine Hände und Füße von den Splittern des Holzes, sodass er sich selbst nicht wiedererkannte. Sie boten ihm einen Schlafplatz, in einer 4,56 m großen Koje, in der er seekrank zu werden drohte. Die Sonne ging unter.

Als man ihn am nächsten Morgen wecken wollte, war die Koje verlassen. Das Bett leer. Lediglich ein leichter Abdruck, den sein viel zu schwer gewordener Körper auf dem frischen Laken hinterlassen hatte, zeugte von seiner Existenz.

Isalie Nordskov, November 2018

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